Risikofaktoren der Biozidauswaschung
Biozide sind Stoffe, die eine hemmende Wirkung auf Schadorganismen entfalten. Auf Fassaden werden sie eingesetzt, um einen Befall durch Algen oder Pilze zu verhindern. Das Risiko einer Biozidauswaschung aus Fassaden hängt von vielen Faktoren ab. Ein Ziel von NAVEBGO ist es, diese Faktoren zu ermitteln und für die Projektstädte Freiburg, Landau, Lüneburg und Strasbourg für verschiedene Stadtteile zu erheben und in Form von Karten zu visualisieren.
Methodik
Die Daten für die Karten zu den Faktoren der Biozidauswaschung wurden von Studierenden im Rahmen von Lehrveranstaltungen erhoben. Dabei wurden Privatgrundstücke in der Regel nicht betreten. Die Karten dienen primär dem Vergleich von Stadtteilen, für einzelne Gebäude kann keine Gewähr übernommen werden.
Faktoren, die einen Einfluss auf die Biozidauswaschung haben
Sicher abzuschätzen, ob eine Fassade durch Algen und Pilze befallen wird, ist sehr schwierig. Grundsätzlich gilt aber, dass dauerhaft feuchte und sowie Schlagregen und Spritzwasser ausgesetzte Fassadenflächen deutlich gefährdeter sind, als solche, die dauerhaft trocken sind bzw. schnell wieder abtrocknen können.
Verschiedene Faktoren wie Dachüberstand, Tropfkante, Beschattung und Begrünung der Fassade, das Fassadenmaterial sowie der Fassadenzustand beeinflussen dabei wie feucht eine Fassade ist und wie schnell sie abtrocknen kann. Bei dauerhaft feuchten Fassaden müssen mehr Biozide eingesetzt werden, um einen Befall durch Algen und Pilze zu verhindern. Ein dauerhaft strahlend weißer (oder farbiger) Fassadenputz deutet auf eine hohe Biozidkonzentration an der Fassadenoberfläche hin, bei Schlagregen steigt das Risiko von Biozidauswaschung.
Ausführliche Informationen und eine Entscheidungshilfe zur Verringerung des Biozideinsatzes an Fassaden hat das Umweltbundesamt (UBA) zusammengestellt:
- Entscheidungshilfen zur Verringerung des Biozideinsatzes an Fassaden vom Umweltbundesamt
- Weiterführende Informationen zum Thema Biozide beim Umweltbundesamt (UBA)
Im Folgenden werden die wichtigsten Einflussfaktoren kurz vorgestellt:
Beschattung & Begrünung
Eine Fassade, die dauerhaft durch andere Häuser oder Bäume beschattet ist, bleibt nach einem Regenereignis länger feucht, wodurch das Risiko eines Befalls durch Algen oder Pilze steigt.
Mit Beschattung durch Bäume |
Ohne Beschattung durch Bäume |
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Fotos: Marcus Bork |
Tropfkante
Tropfkanten an Dächern und Fenstern können abfließendes Regenwasser teilweise von der Fassade wegführen, sodass diese schneller trocknen kann.
Mit Tropfkante | Ohne bzw. sehr schmale Tropfkante |
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Fotos: Marcus Bork |
Dachüberstand
Dachüberstände können Fassaden zumindest teilweise vor Regenwasser schützen und senken das Risiko eines Befalls durch Algen oder Pilze.
Mit Dachübestand | Ohne Dachüberstand |
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Fotos: Marcus Bork |
Fassadenmaterial
Fassaden können aus sehr unterschiedlichen Materialien bestehen, z.B. Putz, Holz, Metall, Glas oder Klinker. All diese Materialien werden unterschiedlich stark von Algen und Pilzen befallen, womit auch der Biozideinsatz zum Schutz dieser Materialien sehr unterschiedlich ist. Auf Putz, aber auch auf Holz, kommen oft große Mengen von Bioziden zum Oberflächenschutz zum Einsatz, die zum Beispiel bei Stein- oder Glasfassaden nicht notwendig sind.
Putz | Putz |
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Glas | Holz |
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Klinker | Klinker |
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Fotos: Marcus Bork |
Fassadenzustand
Insgesamt hängt der Algen- und Pilzbefall von Fassaden von den oben genannten Faktoren sowie dem Biozideinsatz hab. Dabei können die Fassaden strahlend weiß/bunt, aber auch stark durch Algen und Pilze befallen sein, was in der Regel aber nicht die bauphysikalische Funktion der Fassade beeinträchtigt, sondern häufig lediglich als ästhetisches Problem wahrgenommen wird.
Strahlend weiß | Bewachsen |
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Strahlend bunt | Scheckig (mit Algen befallen) |
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Fotos: Marcus Bork |
Entwässerung
Werden Biozide von den Fassaden abgewaschen, hängt ihr Verbleib in der Umwelt stark von der Art der an die Hausfassade angrenzenden Flächen ab. Grenzt die Hausfassade an eine Grünfläche ("Garten"), versickert das Regenwasser in der Bodenschicht. Hier werden die Biozide überwiegend aus dem Regenwasser heraus gefiltert und bleiben an den Bodenteilchen haften. In bevorzugten Fließwegen, wie z.B. Regenwurmgängen oder alten Wurzelbahnen, können die Biozide allerdings auch in tiefere Bodenschichten oder sogar das Grundwasser transportiert werden (Mehr dazu hier).
Häufig grenzen Hausfassaden an sogenannte Kiesdrainagen. Diese sollen das Regenwasser schnell aufnehmen und in den Untergrund ableiten. Am Kies bleiben nur wenige Biozide hängen, sodass diese hier schnell in den Untergrund transportiert werden können.
Gerade in Innenstädten grenzen Hausfassaden häufig an teilversiegelte oder versiegelte Flächen an. Teilversiegelte Flächen bestehen meist aus Naturstein- oder Betonpflaster, das selber meist zwar relativ undurchlässig ist, aber zwischen den Steinen Fugen besitzt, in denen (solange sie nicht mit Beton verfüllt sind) das Wasser und die darin gelösten Biozide versickern können. Wenn eine versiegelte Fläche an die Hausfassade angrenzt, kann das Regenwasser dort nicht in den Untergrund eindringen und fließt oberflächlich entweder der Kanalisation, einer Grünfläche oder einem Mulden-/Rigolensystem zu.
Garten | Kiesdrainage |
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Teilversiegelt | Versiegelt |
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Fotos: Marcus Bork |
Digitale Karten - Risikofaktoren der Biozidauswaschung
(Ein Klick auf die jeweilige Übersichtskarte führt zu den Detailkarten der einzelnen Stadtteile)