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Quellen und Pfade von Bioziden und ihren Transformationsprodukten in der städtischen Regenwasserinfrastruktur eines 2 ha großen Stadtbezirks (August 2021)

Fassade Beispiel

Foto: F. Linke

Arbeiten der Wissenschaftler*innen der Universität Freiburg und der Universität Lüneburg dokumentieren die vielfältigen Quellen und Eintragspfade von Bioziden in einem kleinräumigen städtischen Einzugsgebiet. Dabei wurden in verschiedenen Bestandteilen der städtischen Wasserinfrastruktur, wie an den Fassaden, Regenwasserleitungen, Drainagen und Regenwasserversickerungsanlagen Wasserproben entnommen und auf Biozide und ihre Transformationsprodukte (Stoffe, die durch einen unvollständigen Abbau von Bioziden in der Umwelt entstehen) analysiert. Neben den erwartbaren Biozidquellen, wie den Fassaden selber, konnte in der Studie auch gezeigt werden, dass viele Jahre nach dem Anstrich kleinflächige Reparaturarbeiten zu hohen Schadstoffkonzentrationen führen können und gewisse Biozide und Transformationsprodukte nur begrenzt in urbanen Böden zurückgehalten werden.

Weitere Infos finden Sie in dem englisch-sprachigen und durch Experten begutachteten Artikel, der in der Zeitschrift Hydrology and Earth System Sciences veröffentlicht wurde und frei zugänglich ist.

 

Eindrücke aus dem Gelände

 

Untersuchungsgebiet und Graben zur Versickerungsmulde

Probenahme am Fallrohr

Untersuchungsgebiet GrabenzurMuldeFoto: F. Linke

Probenahme FallrohrFoto: F. Linke

Dachfassade (links: alt, rechts: neu gestrichen)

Probenahme am Entwässerungsrohr

Dachfassade linksalt rechtsneugestrichenFoto: F. Linke

Probenahme RohrFoto: F. Linke

 

Übersetzung der Zusammenfassung des englischsprachigen Artikels

Mulde bei Regen

Foto: F. Linke

Biozide, die in Folienschutzprodukten verwendet werden und von Fassaden ausgewaschen werden, stellen eine potenzielle Gefahr für die Umwelt dar. In dieser Studie werden einzelne Quellen und Eintragspfade in einem kleinräumigen städtischen Gebiet identifiziert. Wir untersuchen die Emissionen häufig verwendeter Biozide (Terbutryn, Diuron und Octylisothiazolinon - OIT) und einiger ihrer Umwandlungsprodukte (TPs; Diuron-Desmethyl, Terbumeton, Terbuthyazin-2-Hydroxy und Terbutryn-Desethyl) aus einem 2 ha großen Wohngebiet 13 Jahre nach Abschluss der Bauarbeiten. Bei der Probenahme wird die bestehende städtische Wasserinfrastruktur genutzt, die für die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung in Mittel- und Nordeuropa repräsentativ ist, und es wird ein zweistufiger Ansatz angewandt, um (a) das Auftreten von Bioziden oberhalb der Wasserqualitätsgrenzwerte (d. h. die vorhergesagte Konzentration, bei der keine Auswirkungen zu erwarten sind, PNEC) zu bestimmen und (b) Quellgebiete zu ermitteln und die Eintragspfade in Oberflächen- und Grundwasser zu beschreiben. Das Monitoring konzentriert sich auf die Analyse ausgewählter Biozide und TP mittels Flüssigchromatographie-Massenspektrometrie/Massenspektrometrie (LC-MS/MS) in Wasserproben, die von Fassaden, Regenwasserleitungen, Drainagen und Regenwasserversickerungsanlagen entnommen werden. In stehendem Wasser in einer Versickerungsmulde fanden wir hohe Konzentrationen von Diuron (174 ng L-1) und Terbutryn (40 ng L-1) über dem PNEC-Wert für Oberflächenwasser. Wir bestätigten die erwarteten Quellen, d. h. die Fassaden. Bei der Beprobung von Regenfallrohren von Flachdächern wurden zusätzliche Quellen für alle Biozide sowie zwei TP von Terbutryn und ein TP von Diuron ermittelt. Diuron und Terbutryn wurden in drei Abflussrohren gefunden, die unterschiedliche Eintragspfade für Biozide darstellen. In einem Entwässerungsrohr, das Straßenabwässer sammelt, wurden nur Diuron-Desmethyl und Terbutryn-Desethyl nachgewiesen. In zwei weiteren Drainagerohren, die über den Boden versickertes Wasser sammeln, wurde zusätzlich Terbuthylazin-2-hydroxy nachgewiesen. In einem der Rohre, die über den Boden infiltriertes Wasser sammeln, wurden die höchsten Konzentrationen von Terbutryn und zwei seiner TPs (Terbutryn-Desethyl und Terbuthylazin-2-Hydroxy) nachgewiesen. Dies lässt auf ein hohes Auslaugungspotenzial von Terbutryn schließen. Mit dem angewandten zweistufigen Ansatz wurden die Quellen und Wege der Biozide und ihrer TPs ermittelt. Diese Studie trägt dazu bei, das Wissen über den Eintrag und die Verteilung von Bioziden zu erweitern und damit letztlich zur Verringerung der Emissionen beizutragen.